Vom Studenten zum Mönch

Erfurt

Martin Luther kam nach seiner Eisenacher Schulzeit mit 17 Jahren nach Erfurt und verglich die für ihn prägende Stadt mit einer „Schmalzgrube“, an welcher sich das ganze Thüringen nähre. Erfurt war im Mittelalter wegen seiner vorteilhaften Lage an der von West nach Ost verlaufenden Königsstraße (Via Regia) sowie wegen des für Landwirtschaft und erwerbsmäßigen Waidanbau günstigen Klimas zu wirtschaftlichem Wohlstand gelangt. Hier verbrachte Luther zehn prägende Jahre seines Lebens.

Martin Luther hatte alle Voraussetzungen, um zu studieren – er war ein Mann, Frauen durften damals noch nicht studieren, und kam aus vermögendem Hause. Im Sommersemester 1501 wurde er als ‚Martinus Ludher ex Mansfeldt‘ in die Matrikel der Universität Erfurt eingetragen. Der Eintrag ins Uniregister ist die erste urkundliche Erwähnung Martin Luthers überhaupt.

Wie jeder Student musste er zunächst die Basiswissenschaften, die Sieben Freien Künste, absolvieren und den Grad eines Magister Artium erwerben. Erst im April 1505 trat er in die juristische Fakultät ein und schloss dies 1505 mit dem Magister Artium ab. Der junge Martin wohnte in der Georgenburse, einem Studentenwohnheim in der Altstadt. In der ersten Zeit ging es wild zu: Bizarre Aufnahmerituale, bei denen man sich als Fabelwesen verkleiden musste, Trinkgelage und Prügeleien waren an der Tagesordnung. Luther war dennoch ein eifriger Student und bezeichnete die Erfurter Universität als "meine Mutter, der ich alles verdanke.

Die Georgenburse in Erfurts Altstadt ©Steve Cozort, Georgenburse

Auf Wunsch des strengen Vaters sollte er die Rechte studieren. Es kam jedoch anders. Schon nach sechs Wochen brach Martin sein Jurastudium wieder ab. 1505 klopfte Luther, nach der Gewitternacht im Erfurter Stadtteil Stotternheim, an die Tür und bat um Aufnahme in das Kloster der Augustiner-Eremiten.

Wertvolle Bücher findet man in der Klosterbibliothek des Evangelischen Augustinerklosters zu Erfurt ©Florian Trykowski, Thüringer Tourismus GmbH

Martin Luther führte nun ein strenges Leben als Mönch. Am 03.04.1507 wurde er durch den Weihbischof in der Kilianskapelle des Erfurter Doms zum Priester geweiht. Er nahm sein Theologiestudium auf und war schon ein Jahr später dritter Lektor des Generalstudiums. Seine Sentenzenvorlesungen im Auditorium Coelicum des Erfurter Doms galten als bedeutend und brachten ihm den ersten theologischen Grad eines Baccalaureus biblicus ein.

Im Sommer 2011 verließ Martin Luther Erfurt und ging nach Wittenberg, wo er dann 1512 an der Universität zum Doktor der Theologie promovierte. Erfurt blieb ihm zeitlebens seine "geistige Heimat" und er besuchte die Stadt noch häufig. Das Andenken Luthers ist in der Stadt lebendig. So feiern die Erfurter jedes Jahr am 10. November, dem Geburtstag des Reformators und Vorabend von Martini das ökumenische Martinsfest.

Schon gewusst?
In Erfurt wurde 1524 durch Mathes Maler das erste protestantische Liederbuch veröffentlicht – das „Erfurter Enchiridion.“ Die Mehrzahl der darin enthaltenden Lieder stammte von Martin Luther, darunter das heute noch bekannte „Gelobet seist du, Jesu Christ“

 

Lutherstätten im Überblick:

- Das Augustinerkloster mit Klosterkirche. Am 17. Juli 1505 klopfte er an die Pforte des Konvents der Augustiner-Eremiten.

- Die Georgenburse. In dem unweit des Augustinerklosters stehenden Haus wohnte Martin Luther als Student.

- Die Michaeliskirche. In der im Mittelalter von der Universität genutzten Kirche predigte Luther mehrfach.

- Der Domberg mit Mariendom und Kirche St. Severi. Nach seinem Eintritt in das Augustinerkloster empfing Luther in einer Kapelle des Doms im April 1507 die Priesterweihe.

- Das Collegium Maius (Hauptgebäude der Universität): Im ehemaligen Hauptgebäude der Erfurter Universität immatrikulierte sich "Martinus Ludher ex Mansfeld" im Jahr 1501.

- Das 1899 geschaffene Lutherdenkmal vor der Kaufmannskirche. In dem Gotteshaus predigte Luther.

- Das Rathaus. Den Korridor im zweiten Geschoss des Gebäudes schmücken sieben großformatige Wandgemälde, die Martin Luther im Zusammenhang mit Erfurt oder Ereignissen in der Stadt zeigen.

- Die Andreaskirche. An einer Innenwand hängt eine hölzerne, farbig gefasste Tafel, auf der Martin Luther als lebensgroßes Relief abgebildet ist. Diese Tafel bildete die Vorlage für die bronzene Grabplatte Luthers

 

Header: ©Erfurt Tourismus & Marketing GmbH