Thomas Müntzer (1489-1525)

Radikaler Reformator

Thomas Müntzer – ist das nicht der hässliche Typ mit der großen Nase, der gefurchten Stirn, den hervortretenden Augen und den herabgezogenen Mundwinkeln? Das ist das Bild, das wir von ihm haben. Dabei kann gar niemand wissen, wie der Mann aussah. Es gibt kein zeitgenössisches Porträt des radikalen Reformers – stattdessen einen Kupferstich aus dem 17. Jahrhundert, in dem Müntzer als Ketzer dargestellt werden sollte. Spätere Bildnisse machten aus dem Reformator gar einen debilen, zurückgebliebenen Menschen, der mit gichtigen Fingern die Bibel umklammert.

Was hat der gute Thomas getan, dass er so in den Köpfen der Menschen geblieben ist? Gute Frage! Zum Anfang seiner „Rebellion“ war er sogar ein Anhänger Martin Luthers, zu Ende hin distanzierte sich dieser jedoch von ihm. Was ist da passiert?

Thomas Müntzer kam um 1489 in Stolberg im Harz auf die Welt. Bevor er 1506 an die Leipziger Universität und später nach Frankfurt (Oder) ging, lebte er in Quedlinburg. In der Diözese Halberstadt wurde Müntzer zum Priester geweiht und war danach an der Michaeliskirche in Braunschweig tätig. Wir sehen also, beide Männer – Müntzer und Luther – kamen aus dem Schoß der Kirche, beide haben auch das geschichtsträchtige Thüringen durchreist und beide verliebten sich in entlaufende Nonnen.

Um 1524, nachdem er sich in Allstedt mit seiner Frau niedergelassen hat, arbeitete Müntzer an einer Reform der Liturgie, mit dem Ziel, die deutsche Sprache bei der Messe einzuführen. Zugleich führte er den „Allstedter Bund" an, ein bewaffneter Zusammenschluss von Bauern, Bergleuten und Handwerkern. Seine Anstellung in Allstedt verlor Müntzer, als er am 13. Juli 1524 vor dem späteren Kurfürsten Johann dem Beständigen und dessen Sohn Johann Friedrich I. die sogenannte „Fürstenpredigt“ hielt. Darin forderte er die Fürsten auf, der Reformation keinen Widerstand zu leisten, zugleich griff er soziale Missstände an.

Blick in die Ausstellung „Thomas Müntzer - Fakten und Fiktionen“ im Museum St. Marien ©Florian Trykowski, Thüringer Tourismus GmbH

In Mühlhausen wählte man Thomas Müntzer 1525 zum Pfarrer der dortigen Marienkirche, wo er sich auf die Seite der Bauern stellte und zur Leitfigur im Bauernkrieg in Thüringen wurde.

Hier ist es auch, wo Luthers und Müntzers Ansichten sich spalteten – Müntzer richtete seinen Widerstand nicht nur gegen die geistliche Obrigkeit, sondern auch gegen die weltliche Ordnung. Dies hat leider kein gutes Ende für ihn. Nach einer fatalen Schlacht bei Bad Frankenhausen wird Müntzer gefangen genommen, gefoltert und geköpft.

 

freiheyt 1525.
500 Jahre Bauernkrieg

Die Thüringer Landesausstellung 2025 lädt ein, das Thema "freiheyt 1525. 500 Jahre Bauernkrieg" zu erkunden und in eine faszinierende Ära des Aufstands und der Sehnsucht nach Freiheit einzutauchen. Unter der Führung von Thomas Müntzer traten die Bauern des 16. Jahrhunderts mutig für ihre Rechte ein. Die fesselnden Geschichten und kämpferischen Geister dieser Zeit inspirieren und prägen bis heute unsere Vorstellung von Freiheit. ©Sebastian Köpcke, MühlhäuserMuseen

 

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